Gnomisch ist eine grammatikalische Bestimmung im Altgriechischen. Dadurch konnte eine allgemeine Wahrheit im Präsens, Futur oder im Aorist zum Ausdruck gebracht werden. Die Verwendung dieser Zeiten zur Darstellung oder Ernennung eines fundamentalen, ewig gültigen Sachverhalts entsprechend dem Inhalt des als Gnome bezeichneten antiken, oft eine Lebensweisheit formulierenden Sinnspruchs wird gnomisch genannt.
Zwar seltener als in der englischen findet der Begriff „gnomisch“ auch in der deutschen Literaturwissenschaft Verwendung. Das gnomische Präsens eines Erzählers, der den Überblick über die Handlung hat und allwissend in alle Figuren hineinblicken kann (auktorial, Stanzel), unterscheidet sich ganz gemäß der Definition vom „Präsens einer Aussage einer in der Handlung vorkommenden Figur“ dadurch, dass der Erzähler damit allgemeingültige, für die Erzählung als unbedingt wahr geltende Aussagen macht.